Rainer  hat mich gebeten, eine Kurzbiographie zu schreiben. Das sei hilfreich, sagt er.

Ich finde das richtig schwierig. Denn was ist in einer Biographie das Wichtige? Das, was im Äusseren geschieht? Oder das, was im Inneren geschieht? Ist die Schulbildung wichtig? Oder die berufliche „Karriere“? Oder eigentlich die spirituelle „Karriere“? Würde nicht vielleicht viel mehr meine Lieblingsfarbe etwas über mich aussagen? Oder wer meine Freunde sind? Oder ob ich überhaupt welche habe?

Geboren bin ich in Braunschweig, am 04. Juli 1957, als die Jüngere von zwei Töchtern eines Bankkaufmanns und einer Stenotypistin. In dieser Stadt bin ich auch aufgewachsen und zur Schule gegangen bis zum Abitur. In der Nacht, in der ich zur Welt kam, hielt sich meine Mutter im Haus meiner Tante auf, weil sie dort der Entbindungsklinik näher war. Meine Tante pflegte schon seit langen Jahren in ihrer Wohnung drei Kakteen von der Art „Cactus grandifloribus“, oder auch „Königin der Nacht“. Das ist diese Sorte Kakteen, die nur alle 7 Jahre – wenn überhaupt – einmal für eine einzige Nacht lang blühen. In jener Nacht öffneten gegen 24 Uhr alle drei Kakteen ihre Blüten – zwei Stunden später wurde ich geboren. Ich versuche bis heute zu ergründen, was die Botschaft ist.

Meine Mutter erzählte mir später oft Ereignisse aus meiner frühesten Kindheit, an die ich mich selber gar nicht mehr erinnere. Diese Ereignisse zeigten eine vorhandene telepathische Veranlagung, denn ich fing regelmässig von Verwandten und Bekannten Informationen auf und erzählte davon, bevor sie ein oder zwei Tage später davon sprachen oder Briefe mit dem entsprechenden Inhalt schickten. Da niemand in meiner Umgebung mit dieser Veranlagung etwas anfangen konnte und es als unheimlich und „unnormal“ angesehen wurde, verdrängte ich selbst diesen Wesenszug, was letztlich nicht wirklich möglich ist.

Zur Natur bekam ich als Stadtkind erst ab etwa zwölf Jahren eine – dann allerdings umso tiefere - Beziehung, seit ich von den Eltern die Erlaubnis hatte, allein mit dem Bus tagsüber irgendwo hin zu fahren. Da fuhr ich dann, so oft ich konnte, nach Riddagshausen, einem Stadtteil am Rand von Braunschweig, benannt nach einem Klostergut mit ewig weiten Fischteichanlagen und Natur ohne Ende. Und am schönsten fand ich es, wenn so richtig schlechtes Wetter war, dass einem der Sturm und der Regen die Haare verwuschelte, und kaum ein Spaziergänger draussen unterwegs war. Das war für mich „zuhause Sein“. Aber ich hätte es damals nicht formulieren können, nur empfinden. Dorthin zog ich auch mit dem 18. Lebensjahr aus der Wohnung der Eltern aus, noch im letzten Jahr der Schulzeit.

Mit der Berufsfindung tat ich mich schwer. Ich wollte „an die Wurzeln des Lebens“. Aber wo die nun finden? Nachdem ich mich für Ethnologie im Vorfeld an einer Uni schlau gemacht hatte, worum es dabei im Endeffekt geht, und herausgefunden hatte, dass man damit vermutlich irgendwann in einem vertrockneten Museum landet oder einer Bibliothek, entschied ich mich zum Entsetzen meiner Eltern für Landwirtschaft. Das zog ich auch durch bis zum Diplom-Abschluss. Aber es kostete mich fast das Leben. Während ich halt meinte, dort etwas über die Wurzeln des Lebens zu erfahren, trug man mir an, zu lernen, wie man 25-Liter-Euter an Kühe züchtet, mit dem sie dann wirklich nicht mehr laufen können, oder auch noch das 32. Steak an die Lendenmuskeln von Schweinen, denen dann allerdings der Rücken durchbricht. Oder wie man mit wissenschaftlicher Forschung heraus findet, wie man einen Bullen bis zum Aufgefressen-Werden zwischen zwei engen Metallstangen hält, bis er so geistesgestört ist, dass er sich die eigenen Haare vom Leib frisst, ohne dass einem das Tierschutzgesetz dazwischen kommt. Im Unterricht wurde letztlich vermittelt: „Leben – ja, das sind springende Stickstoffatome, und Gefühle, das ist eine Hormonausschüttung ins Blut, da gibt es dann eine Rückkopplung an das Rückenmarks-Nervensystem. Das ist bei allen gleich, und damit züchten wir heute.“ Und so weiter und so weiter … Es endete für mich in einer bis auf die Knochen reichenden Identitätskrise, die so extrem ausfiel, dass ich auf ihrem Höhepunkt einige Wochen lang nicht sprechen konnte, also die Sprache verloren hatte, denn alles stimmte ja nicht mehr, und ich fand, wenn „der liebe Gott“ nichts besseres hingekriegt hatte, dass ich ihm das vor die Füsse schmeissen wollte. Denn ein Haufen springender Stickstoffatome wollte ich, verdammt noch mal, nicht sein - wenn das „Leben“ bedeuten sollte, das wollte ich gerne wegschmeissen.

Diese Krise löste alle alten bekannten Assoziationen aus mir heraus, ich vergass, was ich nach den alten Definitionen und Identifikationen „war“ – es galt nicht mehr. Man nennt das, glaube ich auch „Sterben“. In der Zeit begann auch das Astral-Wandern bei Vollbewusstsein – der Kontakt zum physischen Körper war zu schwach, als dass es das feinere Doppel hätte halten können. Es geschah, ohne dass ich es steuern konnte. Ich wusste auch gar nicht, was mir da geschah.

Am Ende eines guten halben Jahres Krise im Alter von 21 Jahren suchte ich mühselig meine zerrissenen Fäden wieder aufzunehmen und neu zusammen zu knüpfen. Zunächst über indianisches Wissen, aber sehr bald in dem Bedürfnis, meine eigenen Wurzeln hier zu finden, wo ich zuhause bin. Hier in dieser Erde, unter diesem Himmel, bei diesen Bäumen und Pflanzen und Tieren in den Wäldern und in der Feldmark meiner Heimat. Es hatte begonnen.

Während der verbleibenden Studienzeit bis 1982 schulte ich mich gleichzeitig als Heilpraktikerin und nahm dann über den Umweg einer an das Landwirtschaftsstudium direkt dran gehängten Ausbildung zur Masseurin und med. Bademeisterin diese Tätigkeit als Heilpraktikerin im Jahr 1985 auf in einer kleinen Praxis auf dem Dorf in Hannoversch-Münden in Südniedersachsen.

Noch während der Ausbildung hatte ich Kontakt bekommen zu einer Gruppe, die in Orientierung an der theosophischen Schule von Annie Besant und C. W. Leadbeater sich mit Reinkarnation, Karma, Dharma und Meditation im Sinne von Visualisation von Farben und Licht beschäftigte. Die Meditations-Übungen öffneten in kürzester Zeit meine hellseherische Veranlagung und zwar so weit, dass ich lange Zeit gewissermassen „die Tür nicht mehr zubekam“. Will sagen, das war keineswegs nicht nur erfreulich, denn es gibt auch eine ganze Menge höchst unschöner Dinge zu sehen, und vor allem verstand ich vieles von dem, was ich zu sehen bekam, überhaupt nicht, und hatte immer grösste Sorge, ob ich eigentlich noch „normal“ bin. Diese Gruppe hatte als löbliches Ziel „Arbeit an sich selbst“ und Verbreiten der Kenntnis über die spirituellen Zusammenhänge. Dieser „Arbeit an sich selbst“ lag ein irgendwie auf die Dauer stressiges „Sich Rein Halten“ zugrunde. Es gab also Dinge, die als nicht „rein“ galten, wozu unter anderem auch die Sexualität zählte, immer mit dem Hinweis darauf, dass es ja nun auch an der jeweiligen Entwicklungsstufe läge, in der sich jemand befinde, aber … Dieses Elitäre und Exklusive, was dann dort mitschwang, veranlasste mich schliesslich, von dieser Gruppe wieder Abstand zu nehmen. Der eigentliche Anlass dazu war die Begegnung mit meinem Ex-Mann in 1987, den ich kennen lernte einen Tag, bevor er seinen Prozess wegen Dealerei hatte, in dem sich entscheiden würde, ob er mit einer Vorstrafe davon kommt oder im Gefängnis verschwindet. Er kam mit einer Vorstrafe davon und das war eben genau so eine Situation eines  „Wendepunktes“, für die ich immer gut war in meiner Vergangenheit. Wir gingen eine Art „therapeutische Ehe“ ein.

Im Verlauf dieser Zeit mit meinem Ex-Mann eröffneten wir ein Tiffany-Bastelgeschäft in Kassel – alles ohne Geld, was bedeutet, dass es die folgenden Jahre nichts als Arbeit gab. Um zunächst das Geschäft mit zu unterstützen gab ich die Praxis auf, erwies mich aber als so katastrophaler Verkäufer, dass ich abgestellt wurde für den künstlerischen Bereich des Entwürfe Machens, Herstellen der wunderbarsten Glasarbeiten, schliesslich für den Entwurf von 12 eignen Bastel-Mappen in einem eigenen Verlag.

Parallel zu dem Tiffany-Geschäft bekam ich zunächst einige Stunden an einer Schule für Physiotherapeuten und Masseure in Kassel, aus denen bald eine 30-Stunden Stelle als Fachbereichs-Leitung für die Masseure wurden. Ausserdem hatte ich meinen ewig langen Traum verwirklicht und angefangen, Flamenco zu tanzen. Das Tanzen brachte mir so viel Freude und Erfüllung, dass ich es bald unterrichtete und halbprofessionell mit eigenen Veranstaltungen sowie Organisation von Tanzveranstaltungen mit Erfolg betrieb.

Nach 5 Jahren Kampf um das Geschäft ohne Wochenenden und Urlaub, meldete sich in 1995 mit Gewalt die Natur bei mir zurück. In Sommer 1995 waren in Träumen und auch im Wachbewusstsein beständig Rehe um mich und eine Blaue Gestalt, die mich „zurück rief“ – zuerst verstand ich es nicht. Dann brach um mich herum alles zusammen und führte die Wende herbei: Das Geschäft ging nach einer unangemessenen Vergrösserung 1996 den Bach runter, die Ehe wurde untragbar, weil sich die Bedürfnisse diametral auseinander entwickelten, der ewige Konkurrenzneid in der Tanz-Szene höhlte mich aus, und schliesslich setzte die Gesundheitsreform meiner Stelle in der Schule ein Ende, denn es kamen keine Masseur-Schüler mehr nach. Die Trennung von meinem Mann fand 96 statt, 97 war die Scheidung durch, die Zeit in der Schule lief ebenfalls 97 aus, und nach einer Übergangszeit von einem Jahr mit einer Stelle in einem Fitness-Studio für Frauen war ich wieder selbstständig mit Stunden für Wirbelsäulengymnastik u.ä. , wohnte wieder auf einem Dorf und hatte entschieden, nie wieder mehr als allerhöchstens 30 Stunden pro Woche arbeiten zu wollen, weil ich sonst zwar „funktioniere“, aber einfach nicht lebe.

Die Natur begrüsste mich liebevoll zurück und nahm mich als ihr zugehörig an in vielen Zeichen und in umfassender Kommunikation ihrer Angehörigen. Seit 1996 wandere ich also durch die nordhessischen Wälder und bin als Hexe mit Leib und Seele ein Teil von ihnen.

In 2004 begann die Ausbildung zur Qigong-Lehrerin, die 2 Jahre später abgeschlossen war. Gegen Ende dieser Zeit setzten Schlag auf Schlag jene Ereignisse ein, die ihren Niederschlag in den drei Büchern „Erdwelten – ein märchenhafter Tatsachenbericht zur Transformation der Erde“, „Erdwelten 2 – Licht in der Zeit, Geschichten von grosser Liebe“ und „Erdwelten 3 – die Vision; ich rufe die alten Gefährten“ gefunden haben und die mich in 2008 das erste mal in meinem Leben an den Untersberg führten, von dessen Existenz ich bis ein Vierteljahr vorher noch nicht mal gewusst habe.
 

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Brigitte Walter