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Aperschnalzen

"Aufdraht! Oane, zwoa, drei und dahi geht´s” - so tönt der Ruf der Vorschnalzer! Das Goasslschnalz'n oder Aperschnalz'n (auch Grasausläuten) ist ein sehr beliebtes und lebendiges Brauchtum im Rupertigau (Berchtesgadener und Salzburger Land) zu Füssen des Untersbergs. Es gehört zum sogenannten Lärmbrauchtum. Je lauter mit den Peitschen geschnalzt wird, desto effektiver werden die Wintergeister ausgetrieben.

                                                             

 »Aperschnalzen, Grasausläuten,
hört‘s ös net von allen Seiten,
Winter, du saudummer Narr,
wirst denn heuer nimmer gar.«




Es scheint jedes Jahr wieder gut zu wirken im Rupertigau. Kurz nach Weihnachten hört man/frau von allen Seiten die Schnalzer, die sich auf die Preisschnalzwettbewerbe vorbereiten.Die Fotos entstand beim Gemeindepreischnalzen Ainring in Ortsteil Heidenpoint am 6. Februar 2011.Es wirken Jung und Alt mit. Die kleinsten Schnalzer-Passen (Gruppen) sind im Kindergartenalter und das Alter der Senioren liegt um 70.Es geht bei den Wettbewerben um den Gleichklang, was bei ca. 10 Schnalzer pro Pass natürlich nicht leicht ist.

Ein alter Bauernspruch lautet: »Viel Schnalzen bringt ein gutes Jahr.«


Aperschnalzen ist ein alpenländisches Brauchtum, das im Bundesland Salzburg sehr lebendig gepflegt wird. Mit dem "Aperschnalzen" sollten einst die guten Geister, der Frühling und vor allem die Sonne wieder geweckt und Finsternis und Winter vertrieben werden. Bezeichnend lautet ein alter Spruch: "Viel Schnalzen bringt ein gutes Jahr".  

Die Wurzeln des Aperschnalzen liegen im Dunklen

Die Wurzeln des Aperschnalzens sind unklar. Von der Volkskunde wird das Aperschnalzen jedenfalls dem „Lärmbrauchtum“ zugeordnet. Seine ursprüngliche Bedeutung sei die Vertreibung des Winters sowie das Wecken des Frühlings gewesen. Das Wort aper komme vom althochdeutschen Wort „apir“, das heißt vom Schnee befreit. Früher wurde es auch häufig als „Faschingsschnalzen“ bezeichnet, weil man es nur in der Zeit vom Dreikönigstag bis zum Faschingsdienstag ausübte.    

Älteste schriftliche Erwähnung des Aperschnalzens

Die älteste schriftliche Erwähnung des „Apachschnalzens“ geht auf das Jahr 1796 zurück. Allerdings wird hier von einem Schnalzen „der Hirten“ im Lungau berichtet, das „den ganzen Sommer durch auf den Alpen“ dauerte und im Spätherbst mit dem Almabtrieb endete. Also zeitlich genau das Gegenteil vom Aperschnalzen im bayrischen Rupertiwinkl sowie im angrenzenden Salzburg, das im Winter ausgeübt wird und auf die Zeit vom Stefanitag bis Faschingsdienstag begrenzt ist. Umso „dramatischer“ wird uns das Aperschnalzen der Hirten auf den Almen geschildert: Es sei „mit der äußersten Anstrengung der Leibeskräfte“ verbunden gewesen, wobei die Ausübenden „nicht selten darunter Schaden“ gelitten hätten.  

Aperschnalzen im bayrischen Rupertiwinkel und in Salzburg

Das Aperschnalzen, von dem hier die Rede ist, wird ausschließlich zwischen dem Stefanitag und dem Faschingsdienstag im Rupertiwinkel, also zwischen Tittmoning und Piding und in dem angrenzenden Salzburger Flachgau sowie in Teilen der Stadt Salzburg ausgeübt. Historisch war dieses Gebiet einst zur Gänze im Besitz des Erzbistums Salzburg. Der Rupertiwinkel kam erst 1816 durch die aufgrund der Napoleonischen Kriege ausgelöste Neuordnung Europas endgültig zu Bayern.

Schnalzverbot in Laufen

Die älteste schriftliche Erwähnung des Aperschnalzens im Rupertigau geht auf das Jahr 1810 zurück und stammt aus dem Pfleg-, Stadt- und Landgericht Laufen. Hier ist bereits die Rede, dass „an Fastnachtstägen“ von „den Jungen auf dem Lande in regelmäßigen Takte ein Geknalle mit langen Peitschen“ gemacht werde. Ebenfalls aus Laufen wird 1829 berichtet, dass eine Gerichts-Verordnung versucht, die durch das Schnalzen verursachte Lärmbelästigung in den Griff zu bekommen. Es wurde ein Schnalzverbot in Ortschaften, an Straßen sowie nach dem Gebetsläuten und während der Gottesdienste erlassen, für Übertretungen wurde unter anderem „Arrest“ angedroht.

Knatternde Takte

Um etwa Jahr 1889 liest man zum ersten Mal, dass beim Aperschnalzen mit „langen und kürzeren Peitschen nach der Höhe der Töne ... im Takte ein Knattern“ hervorgebracht wird. Ein noch genauerer Bericht liegt aus dem Jahr 1916 vor: Die Schnalzer stellen sich „in langer, gerader Linie oder im ausgedehnten Kreise auf“. Der „Aufdrahrer“ hat die leichtere „Peitsche“. Der letzte in der Reihe, der „Baß“, ist der kräftigste Mann unter den Schnalzern mit der längsten „Peitsche“, die am tiefsten knallt. Auch die Anzahl der Schnalzer wird erwähnt; 7, 9 oder 11 Schnalzer bilden eine Gruppe. Hier wird neben dem Hintereinanderschnalzen auch vom gleichzeitigen Schnalzen aller Teilnehmer, dem „Basch“, berichtet.

  Geselliges Beisammensein und Kräftemessen 

Um 1916 wird von „Ausflügen in die umliegenden Orte, so von Siezenheim nach Wals, Gois, Himmelreich, Rott, Liefering und Maxglan“ berichtet. Sind die Schnalzer in einem Nachbarort angesagt, „so werden sie von den Buben des Ortes mit fröhlichem Knallen empfangen; hierauf wird Aufstellung genommen und um die Wette geschnalzt um zu zeigen, wer den besten Baß besitzt“. Offenbar lag hier der Schwerpunkt der Beurteilung noch in der Ermittlung des Lautesten der Gruppe (des Baßes) und nicht so sehr bei der Beurteilung von Gleichmäßigkeit, Rythmik und Lautstärke der gesamten Schnalzer-Gruppe. Vielleicht leitet sich die heutige Bezeichnung „Pass“ für eine Schnalzergruppe von dem Letzten der Gruppe, dem „Baß“, und der besonderen Bedeutung seiner Lautstärke bei Wettschnalzen in früherer Zeit ab.

Die Wettkampf-Idee 

Wie es zur Idee kam, nicht nur von Dorf zu Dorf zu ziehen und sich zu messen sondern regelrechte Wettkämpfe zwischen mehreren Orten zu veranstalten, ist nicht ganz klar. Hans Roth führt es auf die verstärkte Brauchtumsbelebung zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die damit verbundene Gründung von Gebirgstrachten-Erhaltungsvereinen zurück. Paul Kaufmann dagegen meint, der Wettkampfgedanke sei eingeführt worden, um dem schon fast abgekommenen Brauch einen neuen Aufschwung zu verleihen. Hans Roth erwähnt in diesem Zusammenhang ein Wett-Schnalzen in der Stadt Laufen im Jahr 1909 mit „153 Teilnehmern aus den umliegenden Dörfern“, also eine Veranstaltung mit schätzungsweise etwa 15 Gruppen. Ein Zeitungsbericht aus dem Jahr 1938 belegt, dass der Wettkampfgedanke den im versiegen begriffenen Brauch wieder beleben sollte. Hier wird vom zweiten Wettschnalzen in Maxglan berichtet und ausgeführt: „ Wenn man bedenkt, daß das Faschingsschnalzen in den letzten Jahrzenten im Salzach-Saalach-Winkel allgemach immer mehr in Vergessenheit geriet, ja, daß sich sogar in ehemaligen großen Schnalzerortschaften gar keine Gruppen zur weiteren Betreuung mehr zusammenfanden, sahen wohl manche Volkstumfreunde das gänzliche Verflackern dieses alten Brauchtumes voraus“. Der Wettkampfgedanke war zweifellos die mit Abstand wichtigste Antriebsfeder, um das Aperschnalzen so populär zu machen. Nur so ist es zu erklären, dass heute weit über 100 allgemeine Passen und über 50 Jugendpassen regelmäßig am Rupertigau-Preisschnalzen teilnehmen und diese Veranstaltung immer von mehreren tausend Zuschauern besucht wird. Bei dieser mit Abstand größten Schnalzer-Veranstaltung nehmen Passen aus Bayern und Salzburg teil. Dem Sieger bei den allgemeinen Passen winkt unter anderem eine Wandergoaßl als Siegespreis. Was viele nicht wissen ist die Geschichte dieser Wandergoaßl: Sie wurde 1936 vom Salzburger Landestrachtenverband gestiftet. Beim zweiten Wettbewerb 1938 traten auch Jugendpassen an, für die als Siegespreis ebenfalls eine Wandergoaßl gestiftet wurde. Für die beiden Wanderpreise galt: Wer eine Wandergoaßl dreimal hintereinander gewinnt, soll sie für immer behalten dürfen. Bei der Jugendwandergoaßl trat dieser Fall bereits 1940 ein, weil die Siezenheimer Jugendpass den Jugendbewerb 1938, 1939 sowie 1940 gewann. Seit dieser Zeit befindet sich die Jugendwandergoaßl im Besitz der Siezenheimer Schnalzer.

Die Autoren diese Artikels finden sie bei Salzburgwiki.