Sonnenkulte
In früheren Zeit sprachen die Einheimischen noch vom Wunderberg. Jene Anderswelt war den Kelten – wie es Keltenforscher Dr. Georg Rohrecker beschrieb – noch heilig. Der Berg zeigte in seinem Inneren eine wahrhafte Wunderwelt, in der u.a. Zwerge, Riesen, Drachen und Wildfrauen hausten. Begegnungen mit ihnen verliefen wundersam – unerklärlich, heute würde man/frau von paranormal sprechen.
Eine weitere große Keltenforscherin brachte für mich einen weiteren Erklärungsansatz zum Namen Wunderberg: Inge Resch-Rauter. In ihrem Buch „Auf den Spuren der Druiden“ geht sie im Kapitel „Der Kult der Sonne“ ausführlich auf die Verteufelung der früheren Sonnenverehrung ein. An Orten, an denen die Sonne kultisch verehrte wurde, wurden ohne großen AufwandKult- und Tanzplätze geschaffen. Sie hießen dann u.a. Tanzberge, Wunderkreise oder eben Wunderberge. Gerade die Sonnwendfesttage – wie Sommer- oder Wintersonnenwende – hatten eine große Bedeutung. Sie führt auch den Ursprung der Höhenfeuer auf jene Tanzberge, Wunderberge zurück, womit eben das Feuer als Ebenbild der Sonne abgebrannt wurde .Die Wunderkreise in solchen Tanzanlagen erwiesen sich als aus Steinen gelegte Labyrinthe, in den durch Kreis- und Spiraltänze der Sonnenlauf kultisch nachvollzogen wurde.
Nun sind ja gerade am Untersberg jene wundervollen Sonnenschauspiele bekannt: - zur Sommersonnenwende oben am Berg in der Höhle Steinerer Kaser (Mittags-scharte) - zur Wintersonnenwende unten am Berg auf der Hochburghöhe (Großgmain).
Beide Ereignisse werden noch in den Mythen von Lazarus Gitschner und der Steinernen Agnes überliefert. Sie zeigen in Bruchstücken und teilweise religiös verändert jene Anderswelt auf. Während die Bezeichnung „Helmbichl“ neben der Hochburghöhe angeblich auf archäologische Funde in diesem Gebiet hinweist, ist der frühere Name „Höllbühl“ eher aufschlussreich. Ein Hügel, an dem teuflisches, höllisches geschah. Ein heidnischer Sonnenkult mag dafür eine gute Grundlage bieten. Noch dazu wird dann gegenüber der Hochburghöhe, also dort, wo sich das Sonnenauge (Teufelsloch) in der Schlafenden Hexe (Lattengebirge) auftut, das Gelände mit Teufelsnamen geradezu überzogen: Teufelshörner, Teufelsschlucht, Teufelsloch. Selbst die keusche Sennerin Agnes wurde vom Teufel verführt und schließlich versteinert! (Die Entwicklung jener Sage ist im wahrsten Sinne des Wortes vielsagend!).
Doch wenn die Hochburghöhe als einstiger „Hexentanzplatz“ galt, mag es dann nicht noch mehr dieser Sonnenkultorte am Untersberg geben ? In der Lazarus Gitschner-Sage werden 12 Kultorte offenbart. Die Marienkirche von Großgmain zählt dazu – und damit die nahegelegene Hochburghöhe. Erstaunlich, dass gerade im Marienheilgarten heute ein Steinkreis (Wunderkreis) wirkt.
12 Untersbergkirchen im Tyrkreis (Schreibweise nach Resch-Rauter) = 12 Sonnen-kultorte:
Für mich sind die 4 aufgeführten Orte (siehe Grafik oben) , die Orte der Sonnenkulte mit den auffälligsten Bezügen zum Sonnenkreis und fast gleichmäßig auf die Haupthimmelsrichtungen verteilt:
OSTEN
1. Falkenstein am Wolfgangsee bei St. Gilgen:
Frühlingsäquinox OSTARA 20./21. März
Oben im Heiligen Bezirk des Falkensteins liegt das uralte Fruchtbarkeitsheiligtum (Höhle = Durchschlupfkult, Schalenstein am Gipfel = Opferplatz, Quelle = Heiligtum) und IMBOLC 1./2. Februar Unten liegt der Platz für das "Volksfest" zu Imbolc (neben dem heutigen Hochzeitskreuz !), wo die Wiedervereinigung der dreifachen Mutter Rigani (vergleiche "die 3 Saligen", "die 3 Bethen", "die 3 heiligen Madl") mit ihrem Andersweltheros Cernunnos dargestellt wird.
Foto in Grafik rechts: Sonnenaufgang am Falkenstein zu OSTARA
SÜDEN
2. St. Bartholomä am Königssee bei Berchtesgaden:
Bei St. Bartholomä wird ein früherer Keltentempel vermutet. St. Bartholomä ist der südlichst gelegene Ort der 12 Sonnenkultplätze. Der Gipfel gegenüber im Osten ist der Feuerpalfen (Sonnenfeuerkultort), der Gipfel im Westen - unterhalb des Watzmanns - ist die Kirche.
Foto in Grafik unten: Blick von Bartholomä auf Watzmann Ostwand mit dem Gipfel "Kirche" in Bildmitte und dem Burgstallstein (links)
WESTEN
3. St. Zeno in Bad Reichenhall:
Der heidnische Sonnenkult vom Lattengebirge wurde in die Kirche "transformiert", Die Ausrichtung der Kirche nach dem Julianischen Kalender ließ den Hauptaltar zum 6. Januar (früher Perchtentag bzw. heidnischer Feiertag) erstrahlen. Nach der Kalenderreform wurde Weihnachten bzw. (wieder) die Wintersonnenwende zu den Hauptereignistagen.
Foto in Grafik links: Der Einfall des Sonnenlichtes zur Wintersonnenwende in St. Zeno.
NORDEN
4. Johannishögl (koreliert mit Feldkirchen) bei Piding:
Die Untersbergkirche in Feldkirchen liegt am Ausläufer des Johannishögls, der als früherer Sonnenkultort bekannt ist. Auch heute noch lodern dort die Sonnenfeuer zur Sommer- und Wintersonnenwende .
Foto in Grafik ganz oben: Wintersonnwendfeuer am Johannishögl