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Die Zwerge / Untersbergmandl

Die kleinen Leute im Untersberg
Im und beim Untersberg hausen in den Häusern und Almhütten, aber auch in prächtig ausgestatteten unterirdischen Höhlen böse und gute kleine Leute. Über die bösen kleinen Leute sind nicht viel Erzählungen im Umlauf, wohl aber über die guten kleine Leute. Diese sind Helfer der Menschen und nehmen sich der Waisen, Armen und Kranken an. Auch den Tieren helfen sie.
Dank wollen sie meistens nicht. Bei Undank gehen sie stillschweigend fort. Sprechen hat man sie selten gehört. Wer unverbesserlicht böse ist, den strafen sie.
Mit den Wasserleuten sind sie gut Freund, die sich wiederrum auch mit den Riesen gut vertragen. Dem Kaiser im Untersberg (siehe Bild links) und den Seinen sind sie treue Gefolgsleute. Mit Frau Berchta stehen sie auf gutem Fuß.
Über das Verhältnis der guten und bösen kleinen Leute zueinander schweigen die Erzählungen.  

Woher die Untersbergleute kommen
Als Gott zur Strafe den Teufel mit seiner Mannschaft aus dem Himmel schmiß und die von ganz oben ganz tief nach unten stürzten, waren da auch Mannderl und Weiberl, die mit dem Teufel nur so mitgelaufen waren und im Grunde ihres Herzens gar nicht so schlecht waren. Aber: mitgefangen, mitgehangen.
Der Teufel und sein Anhang fielen und fielen und sind nun in der Hölle. Die anderen aber, auch sie fielen und fielen. Aber sie blieben immer weiter zurück – und dann versteckten sie sich im Untersberg und andere in den Seen und sonst wo. Und das sind heute die Untersbergleute, von denen wir heute so viel erzählen.
(Thomabauer, 1927)
Quelle: Sagen, Märchen und Geschichten um Karlstein, Dr. Alfred Dieck, herausgegeben von der Gemeinde Karlstein  

Die Prozession der Untersbergmännlein
Als mein Vater 9 Jahre alt war, wanderten jede Woche die Untersbergmännlein nach Feldkirchen. Zuerst konnten sich mein Großvater und der alte Peterbauer nicht denken, was das sei. Um halb zwölf kamen die Männlein mit mehreren Fähnlein und sangen. Mein Großvater und der alte Peterbauer schossen, denn sie meinten, es seinen Franzosen da (es war kurz nach dem Krieg von 1870/1871). Aber auf einmal hörte man die kleinen Männlein wie sie das „Gegrüßet seist du, Maria“ beteten.
Beim Lichtenecker-Berg rasteten die Männlein, setzten sich an den Berg und aßen. Nach einer Weile stellten sie sich wieder paarweise zusammen und gingen weiter. In Feldkirchen hielten sie eine Messe. Dann gingen sie betend zum Untersberg zurück (Herbst H., 1927)
Quelle: Sagen, Märchen und Geschichten um Karlstein, Dr. Alfred Dieck, herausgegeben von der Gemeinde Karlstein  

Das Aussehen der Untersbergmanndl  Die bösen Untersbergmandl schauen nicht ansehnlich aus. Mein Urgroßvater hats mir erzählt. Auf ihrem oft buckeligen Körper sitzt ein übergroßer Kopf. Das Gesicht ist alt und runzlig. Die Augen glühen wie Kohlen. Nachts sieht man sie manchmal im Wald. Sie tragen eine Mönchskutte mit Kapuze oder breitrandigem Hut wie früher die Pilger. Oft haben sie einen Bergstock wie unsere Jäger.
(Hinterhuber Maria, 1927)
Quelle: Sagen, Märchen und Geschichten um Karlstein, Dr. Alfred Dieck, herausgegeben von der Gemeinde Karlstein  

Die alte Frau in der Heiligen Dreikönigsnacht
Ein alter Aignherr-Bub von Ottmaning war beim Winkelberndl Knecht. Er war mit Fuhrwerk in der heiligen Dreikönigsnacht fort. Als er spät in der Nacht heim fuhr und von Straß herunterkam, sah er beim Strasser Brechlbad eine alte Frau.
Die Frau ging auf ihn zu und wollte auf den Wagen steigen. Dabei murmelte sie: „Warum bist du heut in meiner Nacht so spät drann?
Die Pferde scheuten und sprangen gewaltig dahin. Daheim rannten sie so im Hof herum, dass die Flanken flogen.
(Enzinger, 1927)
Quelle: Sagen, Märchen und Geschichten um Karlstein, Dr. Alfred Dieck, herausgegeben von der Gemeinde Karlstein

Untersberger bei Glanegg
Der frühere Hofbauer, Georg Gerl, ging einst spät Abends von Hallein nach Hause. Er war eben an der ehemaligen Raubritterburg Glanegg vorübergekommen, als er eine Menge Leute ihm entgegenkommen sah. Anfangs der Meinung, es sei vielleicht ein Leichenzug, sah er, nähergekommen, daß es lauter kleine Männchen und Weibchen waren, die zu Zweien und Dreien nebeneinander gingen. Erst glaubte er, sie beten zu hören. Da aber der Zug kein Ende nehmen wollte, und sie, ohne ihn anzusehen, mit feierlichen Mienen vorüberzogen, überfiel ihn plötzlich Angst und er beschleunigte seine Schritte.
Der geisterhafte Zug endete erst bei der Brücke nächst der Kugelmühle. Als Gerl erschöpft in letzterer angekommen war, um dort zu übernachten, schlug es elf Uhr. Seine Angst wich indeß erst, als der Morgen angebrochen.

Quelle: Salzburger Volkssagen / Untersberg-Sagen, R. von Freisauff, A. Hartlebens-Verlag, Wien 1880