Langacker
Der nahe der Burg Karlstein gelegene Langacker (Brandopferplatz / siehe Foto) gilt als das keltische Kultzentrum des Reichenhaller Raums. Von diesem Zentrum aus verlaufen die Sonnwend-Linien (Sommer- und Wintersonnenwende) entlang des Reichenhaller Kessels und bilden mit der Sonnenlinie vom Teufelsloch (Sonnenloch) den "Reichenhaller Triskel". Im Umfeld der Burg Karlstein und des Pankrazfelsens fanden sich keltische Siedlungsspuren, die durch Hinweisschilder dokumentiert sind.
“Von Anfang an scheinen die Menschen der Vorzeit nicht nur ihre konkret erfahrbare Welt wahrgenommen zu haben, sondern sahen sich auch von höheren Mächten abhängig. Diese offenbarten sich nur durch geheimnisvolles Wirken, das für den Menschen verderbliche oder glückbringende Folgen hatte. Kontakte zu höheren Mächten waren dementsprechend lebensnotwendig, um das Gedeihen des Einzelnen wie der Gemeinschaft, der er angehörte, zu sichern. Opferhandlungen waren immer Bestandteile von Ritualen, die der Umgang mit höheren Mächten erforderte. Die Plätze, die man im prähistorischen Mitteleuropa für Rituale aussuchte, sind sehr unterschiedlich. Es sind oft Naturformationen geologischer Art wie große Findlingssteine, Felsnadeln, Moore, Seen, Felsspalten und Höhlen, auch alleinstehende, auffällige Bäume; das Außergewöhnliche der äusseren Erscheinung fasst diese Plätze zusammen.
Die Art des Opfers, das Brandopfer, kennzeichnet die Brandopferplätze. Brandopfer sind eine uralte Form, um mit höheren Mächten zu kommunizieren. Dem Brandopfer liegt die Vorstellung zugrunde, dass das Feuer das Opfer reinigt und dieses dann in reiner Substanz in eine höhere Sphäre übergeht. Das Brandopfer verbindet so die irdische mit der himmlischen Welt.
Prähistorische Brandopferplätze sind Naturheiligtümer; sie liegen in unterschiedlichen topographischen Lagen immer unter offenem Himmel, sind unterschiedlich gross und auch unterschiedlich lange genutzt worden. Ihre Tradition lässt sich über 2000 Jahre hinweg verfolgen. Die ältesten mitteleuropäischen stammen aus der frühen Bronzezeit (um 1800 v. Chr.), der jüngste aus der römischen Kaiserzeit (2. Jahrh. n. Chr.). Der grösste bekannte Brandopferplatz (15.-10. Jahrh. v. Chr.) ist der vom Langacker bei Reichenhall, dessen Überreste noch im 19. Jahrhundert als 4 m hoher und 32 m langer Hügel aus verbrannten Tierknochen zu sehen waren.”
Quelle: Dr. Amei Lang, München, 1999