Birnbaum auf dem Walserfeld
Der Wunderbaum auf der Walser Heide
Nächst Salzburg steht ein kleines Dorf, Wals genannt. Um dasselbe befindet sich eine heide, die Walser Heide. In ihrer Mitte steht ein Baum, von dem man folgendes erzählt: Diesen Baum – es ist ein Holzbirnbaum - , der noch nie geblüht und auch noch nie Früchte getragen hat, versuchte man in früheren Jahren vergeblich zu entfernen. Er wuchs immer wieder nach und so wuchs er nach und nach zu jenem stattlichen, großen Baume heran, wie ihn jetzt jedermann sehen kann. Nun wollen die Leute wissen, wenn er blühe und Früchte bringe, werde ein gewaltiger Krieg entstehen und Kaiser Karl, der im Untersberg schläft, werde erscheinen und den Österreichern hilfreich zur Seite stehen.
Im Jahre 1847, nach anderen im Jahre 1849, blühte plötzlich der Baum und im Herbst trug er reichlich Früchte. Dieses Ereignis setzte die ganze Stadt Salzburg in Bewegung. Alles, was nur konnte, eilte hinaus auf die Heide, um das Wunder zu sehen. Die Leute hoben sich die kleinen Holzbirnen auf, so lange es nur möglich war, und hielten sie in Ehren.
Nach einer mündlichen Überlieferung
Quelle: Alpensagen von Theodor Vernaleken, Verlag Anton Puket 1938 Der Birnbaum auf dem Walserfeld
Bei Salzburg auf dem sogenannten Walserfeld soll dermaleinst eine schreckliche Schlacht geschehen, wo alles hinzulaufen und ein so furchtbares Blutbad sein wird, dass den Streitenden das Blut vom Fußboden in die Schuh rinnt. Da werden die bösen von den guten Menschen erschlagen werden. Auf dem Walserfeld steht ein ausgedorrter Birnbaum. Schon dreimal wurde er umgehauen, aber seine Wurzel schlug immer aus, dass er wiederum anfing zu grünen und ein vollkommener Baum ward (1). Viele Jahre bleibt er noch dürr stehen, wann er aber zu grünen anhebt, wird die gräuliche Schlacht bald eintreten, und wann er Früchte trägt, wird sie anheben. Dann wird der Bayernfürst seinen Wappenschild daran aufhängen und niemand wird wissen, was es zu bedeuten hat. (1) Der Wurzelstock des alten Birnbaums befindet sich im „Haus der Natur“ in Salzburg...
Quelle: Brüder Grimm „Deutsche Sagen“
Der Walser Birnbaum
Auf dem nicht fernen Walser Felde steht ein ausgedorrter Birnbaum, der schon dreimal umgehauen wurde; seine Wurzel schlug immer aus, dass ein neuer, vollkommener Baum daraus erwuchs. Wann er wieder zu grünen beginnt, dann nahet die schreckliche Schlacht. Und wenn er Früchte trägt, wird sie anheben. Der dann zum Vorschein kommende Zwergenstein verwandelt alle Zwerge in Menschen, und es wird ein Blutbad sein. Der Antichrist erscheint, die Engelsposaunen ertönen und der jüngste Tag ist angebrochen.
(Hauptlehrer Rabenhofer, 1927)
Quelle: Sagen, Märchen und Geschichten um Karlstein, Dr. Alfred Dieck, herausgegeben von der Gemeinde Karlstein Foto: Der alte Walser Birnbaum
Der Birnbaum bei Wals
Im Untersberg wartet der alte Kaiser und wartet und wartet. Bei Wals steht im Feld ein Birnbaum. Dreimal wurde er umgehauen und schlug wieder aus. Zuletzt stürzte er, als der Krieg 1870/1871 zu Ende war, und dann schlug er wieder aus. Nun grünt er schon lange und blüht. Aber die richtigen Blüten sind es wohl noch nicht. Denn dann kommt ein Engel mit einem funkelnden Schwert. Dann kommt auch der alte Kaiser aus dem untersberg mit allen seinen Helfern und vernichtet die Bösen. Noch aber wartet der alte Kaiser und wartet, wartet. Und wir warten mit ihm. Wann wird die Welt endlich wieder gut?!
(Thomabauer, 1927)
Quelle: Sagen, Märchen und Geschichten um Karlstein, Dr. Alfred Dieck, herausgegeben von der Gemeinde Karlstein
Birnbaum oder Tanne
Immer wieder wird von dem Birnbaum auf dem Walser Feld erzählt, wo die Endschlacht stattfinden soll, in der das Böse vernichtet und das Gute siegen wird. Von ganz alten Leuten, aber weiss ich, dass unweit dieses Birnbaums einst eine große Tanne (1) inmitten von vielen, vielen flachen Hügeln stand, aus denen man ab und zu Knochen von Menschen barg. Wo die Endschlacht stattfinden soll, muss also schon einmal eine mächtige Schlacht stattgefunden haben. Der Baum soll uralt gewesen sein. Ob er schon stand, als dort zwei Heere zusammenstießen, wussten die Alten leider nicht. Sie wussten nur, dass der Baum dort zwischen Salzach und Saalach stand und das andere Heer vom Högl her kam. Das hätten sie einst als Kinder von den damals ganz Alten gehört. Sie selber haben die flachen Hügel und die Tanne nicht mehr gekannt. Aber als sie noch Kinder waren, vermied man es, in der Woche nach Frühlingsanfang bei Dunkelheit das Walser Feld zu durchqueren. Sonst hatte man nur noch Vorsicht in den Nächten der Zwölften zwischen Heilig Abend und den drei Königen. Nie habe ich den Grund hierfür erfahren können. Das mit den Zwölften war ja klar. (2)
(1) Zu beachten ist, dass Kaiser Friedrich I. Barbarossa – ein Neffe der Tochter Gertrud des Gründergrafens des Stiftes Berchtesgaden, die mit König Konrad III. verheiratet war – In seiner Verleihungsurkunde vom 13.6.1156 als Grenze des Stiftes Berchtesgaden erwähnt: „das Dorf Waliwes bei der auf dem Friedhof stehenden Fichte (usque Waliwes ad abietern in cimiterio stantem). Sollte der Friedhof u. a. ein Bestattungsfeld nach einer Schlacht gewesen sein, so dürfte diese in der Woche nach Frühlingsanfang stattgefunden haben, weil mit dieser Woche an diesem Platz eine abergläubische Scheu verbunden war.
(2) Die „Zwölften“ waren die zeit der „Wilden Jagd“ der vorchristlichen Zeit.
(Fellnerbauer, 1927)
Quelle: Sagen, Märchen und Geschichten um Karlstein, Dr. Alfred Dieck, herausgegeben von der Gemeinde Karlstein
Foto: Der neue Birnbaum (ab 2016)