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Das Perchttragen am Untersberg

Gesichter der Anderswelt am Untersberg
VOM KULT DES PERCHTTRAGENS

Es war einmal vor langer Zeit – so beginnen viele Märchen und so beginnt auch diese Geschichte, die auch ein Märchen ist, deren wahren Kern ihr selber finden müsst – da weilte an einem verregneten Sommerabend eine Gruppe Schamanen in einem einsamen stillen Bergtal im Chiemgau an ihrem heiligen Feuer, um sich auf eine gemeinsame schamanische Reise zu begeben. Rundherum raunten ihnen die Bäume zu, der kleine Bergbach gluckste leise kichernd an ihnen vorbei, die Windgeister ließen ihren Segen über sie streichen und das Feuer flackerte be-geistert und verlangte stets nach mehr. Sie saßen unter einem schmalen runden Holzdach und lehnten sich an den Brennholzstapel, der ebenfalls kreisförmig um die Feuerstelle aufgeschlichtet war.  Walter war einer von ihnen. Er war mit seiner Frau gekommen war. In der alltäglichen Wirklichkeit hatte er eine Handwerksfirma besessen und war inzwischen zur Ruhe gekommen. In seinen Trancereisen begegnete er stets der Anderswelt mit ihren Wesenheiten, doch dieses Mal zeigte sich ihm der Große Untersberggeist sehr intensiv und übermächtig. Er warnte ihn vor bevorstehenden dunklen Zeiten. Er zeigte sich ihm so, dass er zuhause begann, das Erlebte zu malen. Doch es wurde ein schwieriges Unterfangen, hatte er doch den Geist des Untersbergs in seiner Doppelgesichtigkeit gesehen, als Schönpercht und als Schiachpercht.  
Schließlich setzte sich die männliche Schiachpercht durch, Walter konnte nicht aus.

 

14 Jahre sollten vergehen. Die Zahl 14 ist die höchste der 4 heiligen Zahlen des Wunderberges, neben der Zahl 3, der Zahl 7 und der Zahl 8. Jetzt sollte sein Bild auf Reisen gehen.
Ein Schamane aus dem Rupertiwinkel trug es zu sich nach Hause ins B(P)erchtesgadener Land, ins Reich der Percht. Er trug es wieder in eine Gruppe Schamanen, die zusammengekommen waren, um sich von ihrem Winterquartier zu verabschieden. Seinem Ruf waren 8 Schamanen gefolgt, die schließlich in Resonanz mit der Untersberggeistin und ihrer heiligen Zahl 8 gingen. Einer trat hervor. Er meinte, dass es Sinn mache, wenn das Antlitz ihres heiligen Bergs durch die Gruppe getragen würde.
Das Frauentragen, bei dem ein Marienbild von Haus zu Haus, von Familie zu Familie getragen wird, ist ein uralter christlicher Kult der Marienverehrung vorwiegend im Alpenraum. Die Gottesmutter Maria hatte einst den Platz der Percht übernommen. Die heidnischen Götter wurden missioniert, wurden getauft, die heiligen Haine und Welteneschen der Heiden wurden umgeschlagen, die Heidengläubigen mussten sich taufen lassen oder wurden abgeschlachtet im Auftrag Kaiser Karls, der als einer der bedeutendsten mittelalterlichen Herrscher und als einer der wichtigsten Herrscher im europäischen Geschichtsbewusstsein galt. Nach seinem Tod verbannte ihn allerdings das Volk in den Untersberg und dort wartet er im Reich der Percht, bewacht vom Alten Volk der Riesen, Zwerge und Wildfrauen auf seine Erlösung. Nur zur Endzeitschlacht sollte er noch einmal hervorkommen dürfen.
Aus dem christlichen Frauentragen wurde nun (wieder) ein heidnisches Perchttragen – ein Transformationsprozess. Das Bild der Percht wandert nun rund um den Untersberg, wo die 8 Schamanen beheimatet sind. So verweilt es derzeit in Salzburg, einer der Hauptorte im Perchtreich.
Die dunklen Zeiten sind eingetreten, aber die Lichtbringer sind aktiv und die Goldene Zeit ist nah.
Es gibt viel zu tun!